top of page

Das Spannungsfeld zwischen sozialem Rückzug und Community

Schon wieder habe ich es gelesen, dass Einsamkeit deine Lebenserwartung verkürzt.


Schon wieder spüre ich den alltäglich Druck,, dass ich mehr connecten sollte, mehr rausgehen, mehr unternehmen.


Schon wieder bin ich müde, nach einer Woche voller Treffen und Kontakten.


Schon wieder frage ich mich, wie soll ich das schaffen, die gute Mischung finden, zwischen zu viel und zu wenig?


Vielleicht geht es dir ja auch so: du sehnst dich nach Community, so gerne willst du mit anderen unterwegs sein, etwas unternehmen, unter Leuten sein.


Und doch - obwohl du es willst - bist du danach müde und erschöpft. Du musst dich erholen, willst dich zurückziehen, erst einmal wieder auftanken.


Theoretisch gesehen gibt es dafür eine Erklärung. Eine sehr gute sogar.


Für beides. Die Sehnsucht nach Gemeinschaft & Kontakt. Und, die Tendenz, Einsamkeit zu bevorzugen.


Gemeinschaft: Wir Menschen sind Rudeltiere. Wir waren es schon immer. Schon unsere Vorfahren haben durch gemeinschaftliches Leben ihr Überleben gesichert. Mit anderen Leuten zu sein, gibt uns ein Gefühl von Geborgenheit und Sicherheit. Wir brauchen Menschen und Kontakte in unserem Leben. Mit diesem Bedürfnis werden wir geboren. Wir bringen es mit.


Sozialer Rückzug: Haben wir die Erfahrung gemacht, dass eine Beziehung schmerzhaft sein kann, haben wir erlebt, dass Nähe weh tun kann, dann wollen wir diesen Schmerz um jeden Preis in Zukunft verhindern. Wir versuchen, all das zu vermeiden, was uns weh tun könnte, was bedeutet, jegliche zwischenmenschliche Beziehung.

Aus der Trauma-Perspektive gesehen gibt es noch eine weitere Erklärung. Sie stammt aus der Polyvagal-Theorie, die ich in einem vorherigen Post schon mal erklärt habe. Sind wir traumatisiert, ist unser System in einer „Gefahr-Abwehrreaktions-Schlaufe“ gefangen. D.h. Wir befinden uns entweder im Freeze-Mode (Taubheit, innere Leere) oder im Fight (Aggression, Gereiztheit) or Flight (Vermeidung, Prokrastination) Mode. Das hat wiederum zur Folge, dass unser Körper sich in einer akuten Stress-Situation befindet, und er, ob real oder nicht, versucht, sich aus der (vermeintlichen) Gefahr zu befreien.

In diesem Moment werden jegliche Luxus-Funktionen des menschlichen Daseins (u.a. Fortpflanzung, soziale Interaktion) herunter geschraubt, sie werden unwichtig. Die Fähigkeit zur Kommunikation und Interaktion verringert sich, der soziale Kontakt wird herausfordernd, eigentlich nicht möglich.


Und genau das ist die Erklärung, warum wir uns eigentlich so nach Gemeinschaft und Kontakten sehnen, gleichzeitig aber unsere Interaktionsfähigkeit verringert ist, und deswegen jeglicher Kontakt viel Anstrengung und Belastung bedeutet.


Dieses Dilemma kennt wahrscheinlich fast jeder. Denn - wir leben in einer Zeit, in der fast jeder oder zumindest zeitweise sich in einem der verschiedenen Modi (Fight, Flight, Freeze) befindet.


Die Lösung?


Tja, das ist die Frage. Wenn man der Literatur glaubt, den Praktikern und den Forschern, dann ist es, „wieder“ in den Zustand zu kommen, von dem aus wir neugierig die Welt entdecken, offen sind, für neue Erfahrungen und jegliche Emotionen gefühlt werden können, um dann weiter zu ziehen. In der Polyvagal-Theorie nennt man das den ventralen Vagus, d.h. unser Nervensystem befindet sich im parasymphatischen Zustand, wir sind innerlich ruhig und entspannt, mit unserem Körper verbunden und zentriert in uns selbst.


Und wie kommt man da jetzt hin?


Das ist in Thema, womit ich mich seit Jahren beschäftige. Habe viele Dinge ausprobiert, viel gelesen, von vielen Menschen gelernt, die ihrer Meinung nach den Schlüssel hierfür gefunden hatten.


Mein Fazit bisher: Es gibt nicht den einen Weg, aber es gibt viele Möglichkeiten, die helfen können.


All diese Tools und Ansätze haben gemeinsam, dass

  • der Mensch sich in emotionalen Teufelskreisen unterbricht und diese verlassen kann

  • der Mensch sich mit alten Erfahrungen und Emotionen auseinandersetzt und diese hinter sich lässt

  • der Mensch lernt, sich in Triggermomenten zu regulieren und neue Wege der Reaktion findet

  • der Mensch lernt, sich selbst und seine eigenen Bedürfnisse (physisch, psychisch, emotional) zu erkennen

  • der Mensch sich reflektiert und alte Denkstrukturen hinterfragt

  • der Mensch reale Gefahren von irrealen Bedrohungen unterscheidet

  • der Mensch Psychoedukation erfährt und damit seinen eigenen Zustand verstehen kann

  • der Mensch einem/r Wunsch, Ziel, Vision folgt

  • und erkennt, dass es mehr gibt, als das, was bisher war.


Und falls du jemanden kennst, dem es ähnlich geht, schick ihm gerne diesen Beitrag - denn, es gibt nichts Wichtigeres, als sich verstanden zu fühlen und vielleicht sogar eine Erklärung zu bekommen, warum manche Dinge sind, wie sie eben sind.


Ich danke dir fürs Lesen,

Bis bald,

Deine Becci


PS: No AI, it's just me ;)

Aktuelle Beiträge

Alle ansehen

Kommentare


bottom of page